Das Auge des Raben by Pattison Eliot

Das Auge des Raben by Pattison Eliot

Autor:Pattison, Eliot [Pattison, Eliot]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-08-30T22:00:00+00:00


Obwohl sie sich am nächsten Morgen gleich bei Tagesanbruch mit ihren Kanus auf den Weg machten, wurden sie drei Kilometer flussaufwärts bereits von Johantty und seinen drei Begleitern erwartet, die um ein Feuer bei einer kleinen Schwitzhütte saßen. Duncan war überzeugt, dass der junge Mann nicht geschlafen hatte, denn sie waren gemeinsam bis weit nach Mitternacht bei dem Friedhof geblieben, um mit Blick auf den Fluss zu trommeln und Dudelsack zu spielen. Er hütete sich jedoch davor, weitere Fragen zu stellen, und beobachtete nun, dass Conawago sich bis auf sein Lendentuch auszog. Dann wies Johantty auf eine kleine bewaldete Insel gegenüber der Schwitzhütte. Sie mussten sich säubern, bevor sie den heiligen Ort aufsuchen durften. Hinter einem Strauch trat Stone Blossom hervor. Auch sie trug nichts als ein wollenes Tuch und betrat die Hütte, während die anderen jungen Männer mit Hilfe von zwei Stöcken heiße Steine herbeitrugen. Johantty warf Duncan ein langes Stück Stoff zu. Duncan zog sich aus und wickelte sich das Tuch wie einen Kilt um die Hüften, bevor er in den reinigenden Dampf der Hütte trat.

Eine Stunde später behielt Duncan die Insel wachsam im Blick, während Conawago, Stone Blossom und er sich ihr näherten. Aus der Entfernung hatte sie mit ihren ungefähr sechzig Metern Länge lediglich wie ein weiterer der vielen bewachsenen Felshügel im Flusslauf gewirkt. Von nahem fielen am nördlichen Ende allerdings die besonders zerklüfteten Felsformationen und ein Gehölz aus verkrüppelten Buchen auf.

Duncan blieb so stumm wie ihre Führerin. Er beobachtete sie und tat es ihr gleich, als die alte Frau von einer kleinen duftenden Zeder einen dünnen Zweig abbrach. Doch sogar als sie stehenblieb, den Zweig auf einen flachen Felsen am höchsten Punkt der schroffen Formation legte und Duncan erwartungsvoll ansah, begriff er es nicht. Dann aber stieß Conawago einen überraschten Laut aus und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.

Was Duncan für Risse und Spalten im Fels gehalten hatte, waren eingemeißelte Figuren, Dutzende primitiver Abbildungen von Tieren und Menschen, Bäumen und Fischen. Sie waren sehr alt, und es musste eine gewaltige Anstrengung bedeutet haben, sie mit Werkzeugen aus Stein und Holz anzufertigen. Die Stile und Größen variierten, und manche der Petroglyphen waren durch die Witterungseinflüsse nahezu vollständig verblasst. Kaum eine der Darstellungen war unversehrt, denn man hatte sie beschädigt.

Jemand hatte Hämmer oder Äxte dazu benutzt, Stücke der Felsoberfläche abzuschlagen, so dass von manchen der Bilder nur noch ein frischer Kratzer im Gestein übrig war.

Doch das war nicht der schlimmste Schaden. Mit einem langen, bebenden Klagelaut, der Duncan erschaudern ließ, kniete Stone Blossom sich vor die größte der Felszeichnungen, das knapp einen Meter lange Abbild eines Raben. Es war das zentrale Stück der Stätte, als wäre der Vogel die Hauptgottheit. Doch der Rabe war tot, denn ein schmaler, tiefer Spalt verlief genau durch ihn hindurch und noch mehr als drei Meter weiter zum Rand des Felsvorsprungs. Die alte Frau stützte sich nun zu beiden Seiten des Bildes ab und beugte sich weit hinunter, um ihm etwas zuzuflüstern. Duncan folgte dem Spalt bis zur Flanke des Felsens und sah dort schwarze Brandspuren.



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